Saisonende und Winterlager

Das verlängerte Wochenende um den Tag der Deutschen Einheit lud noch einmal zu einer Segelpartie ein. Es war zunächst ein frischer Wind mit wechselhaftem Wetter, aber auch sonnigen Abschnitten vorhergesagt. Wir planten erneut einen „Männertörn“. Die Freunde Klaus, Olaf und ich entschieden uns nach Beurteilung der Wetterlage ohne ein konkretes Ziel Richtung Osten zu segeln. Wo es genau hingehen sollte, war also noch offen. Bei ausgesprochen kräftigem Wind aus Nordost ging es zunächst durch den geschützten Strelasund über den Greifswalder Bodden Richtung Südost und …
es lief richtig gut !!!
Da wir die Ziegelgrabenbrücke bereits um 8.20 Uhr passiert hatten und uns der Wind einen Halbwind-, fast raumen Kurs versprach, lag das polnische Swinemünde als Ziel in greifbarer Nähe. Allerdings waren die Bedingungen bereits auf dem Bodden recht sportlich und nicht alle von uns Dreien vertrugen das folgenlos, Es stand also im Raum eine Entscheidung zu treffen. Der Wind der uns so gut voran brachte, erzeugte aber auch anspruchsvolle Seegangsbedingungen, die sich auf der offenen See sicher deutlich verstärken würden. Das war klar! Sie brachten aber auch ein kräftiges Hochwasser mit sich und das führte zum Entschluss den „wilden Ritt“ vor dem Ruden zu beenden, in die schützende Peene einzulaufen und Usedom über Wolgast, das Achterwasser, den Peenestrom und das Kleine Haff zu runden. Ein schöner Törnplan für das verlängerte Wochenende zu Ende der Saison.

Wir erreichten Wolgast zwar schon kurz nach dem Mittag, aber bei so starkem Wind und kräftigem Strom gibt es für uns keinen akzeptablen Liegeplatz nördlich der Brücke und um in den geschützten Stadthafen von Wolgast zu kommen, mussten wir dann lange auf die Brückenöffnung warten. Wir lagen dann komfortabel an der südlichen Pier und hatten einen schönen Abend in Wolgast.

Am nächsten Tag ging es dann zeitig weiter Richtung Zecheriner Brücke. Wir hatten einen engen Zeitplan, denn es gibt nur zwei reguläre Öffnungen am Tag und wir mussten bis 12.45 Uhr dort sein. Die Fahrt gestaltete sich dann aber unproblematisch, denn wir kamen mit dem immer noch kräftigem Wind gut voran und das Hochwasser ließ uns alle kritischen Flachstellen problemlos passieren.
Wir passierten die Zecheriner Brücke und die Eisenbahnbrücke bei Karnin in einer Gruppe sportlich segelnder Boote und wie immer, wenn mehr als zwei Segelboote aufeinandertreffen, ist es auch eine „Regatta“. Durch Schwierigkeiten beim Setzen des Großsegels nach Passieren der Zecheriner Brücke, waren wir abgeschlagen auf einem der letzten Plätze. Durch Abkürzungen Weg zu sparen und aufzuholen war mit unserem Tiefgang keine Option und so hielten wir uns treu an den Tonnenstrich.
Aber dann …, dann setzten wir zur Aufholjagd an.

Das Dilemma begann dann im Kleinen Haff …
Vor uns lagen nun noch eine kleinere, sehr sportlich segelnde Bavaria und die SY Senfkuh von der Greifswalder Hansewerft. Wir näherten uns der beeindruckend flotten Bavaria und als wir das Boot ungefähr querab an Steuerbord hatten, schien die Bavaria wie aus dem Nichts zu beschleunigen …

… ein Blick auf die Logge und die SOG auf dem Plotter brachten in Kürze Klarheit. Nicht die Bavaria gewann an Fahrt, sondern wir verloren Geschwindigkeit und zwar rapide. Sie war gerade nochmal ein Knoten und es ging gegen Null. Wir saßen fest !!!

Aber warum ???
Wir waren nicht weit von dem betonten Fahrwasser entfernt. Die weitersegelnde Bavaria, war ja noch weiter vom Tonnenstrich entfernt. Die Tiefe war laut Plotter und Seekarte völlig ausreichend und weil wir uns kurz vorher noch über Stellnetze und deren Kennzeichnung unterhalten haben, hatte auch jeder von uns einen Blick darauf. Was also hielt uns fest ???

Es schien, als würde das Boot am Achterschiff und nicht am Kiel festgehalten werden. Es drehte sich vor den Wind und blieb stabil und ohne Fahrt vor dem Wind liegen. Die Genua war schnell zu bergen, aber wie sollten wir das Großsegel einrollen? Einrollen und Fallenlassen waren bei dem Winddruck unmöglich. Wir mussten also irgendwie in den Wind, aber was immer uns am Heck, vermutlich am Skeg oder am Ruderblatt festhielt, wäre der Schraube so nah, dass ein Blockieren der Schraube und Abwürgen des Motors die Folge wäre …

Wir versuchten es trotzdem. Der Motor lief, kuppelte ein und lief weiter, sogar mit niedrigen Drehzahlen. Wir drehten in den Wind und rollten das Segel ein, waren aber immer noch fest.

Da der Motor lief und die Schraube drehte, fassten wir den gewagten Entschluss uns mit vorsichtiger Rückwärtsfahrt vom Hindernis zu befreien. Bei dem Versuch tauchte plötzlich ein blauer Kanister neben dem Heck auf, nur frei kamen wir nicht. Also doch ein Netz !!! Wir sahen aber weit und breit kein dazugehöriges Zeichen. Nun galt es sich zu befreien und ich sah erst einmal keine andere Möglichkeit als ins Wasser zu steigen, um uns ggf. los zu schneiden. Am 4. Oktober waren die Wassertemperaturen anregend kühl, so dass der Einstieg einiges an Überwindung kostete. Der Grund aber warum das Unterfangen nach wenigen Minuten beendet werden musste, lag darin, dass es praktisch keine Sicht unter Wasser gab und das Boot so heftig im Seegang ging, dass ich befürchtete vom Heck erschlagen oder ernsthaft verletzt zu werden. Wir entschieden uns die Leine am Kanister zu zerschneiden. Es gab zwar einen kurzen Ruck, aber wir waren immer noch an der Leine fest. Nun am anderen Ende. Nach kurzem Zögern schnitten wir auch das andere Ende ab und waren tatsächlich frei. Die Sorge, dass nun das lose Zwischenteil der Leine den Propeller blockiert bewahrheitete sich glücklicherweise nicht. Der Motor lief immer noch, aber wir setzten Segel und konnten so bis zum Eingang in die Kaiserfahrt gut segeln, um den Antrieb zu schonen. Auf der künstlichen Wasserstraße Richtung Swinemünde mussten wir motoren und wir kamen ohne weitere Probleme am späten Abend dort auch an.

Bis zur Rückkehr nach Stralsund musste die Maschine nur noch sehr kurze Zeit zurm Passieren der Ziegelgrabenbrücke und zum An- und Ablegen genutzt werden. Wie sich später herausstellte, war das auch gut so, denn im November habe ich das Unterwasserschiff abgetaucht und noch immer ein ca. handballgroßes Knäuel aus Leine und Netz aus der Schraube herauschneiden müssen. Ein Wunder, dass der verschnürrte Faltpropeller überhaupt noch Leistung in Vorwärts- und Rückwärtsfahrt erbringen konnte …

Winterlager 2024/25

TASHAKOR ist das erste Mal seitdem ich das Boot besitze in diesem Winter im Wasser geblieben. Die CityMarina Stralsund macht das Angebot den Winter für ein reduziertes Entgelt einen Liegeplatz am unteren Ende des Hafens zur Verfügung zu stellen. Nachdem wir im Jahr zuvor mehr als 3.000 Euro für das Winterlager in Barth ausgegeben haben und das Boot bis auf Kleinigkeiten in einem Topzustand ist, haben wir das Angebot gerne angenommen und so die Variante ausprobiert. Sehr zufriedenstellend, wie ich finde. Wir werden das auch sicher weiterhin so machen. Vorkehrungen gegen Eis sind schnell vorbereitet, der Zugang zum Boot ist einfach und in kürzester Zeit möglich. Strom ist vorhanden und wir haben beim Silvesterfeuerwerk sogar einen Logenplatz. Im Frühjahr ist ggf. ein kurzer Werftaufenthalt nötig.

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